Wacken, Klappe die 22. mehr von Allem und noch größer! Der Metal Battle war der größte bisher mit 30 teilnehmenden Nationen aus aller Welt von China, über Indien, Israel, Schweden und Island bis hin nach Brasilien waren die unterschiedlichsten Bands vertreten. Ebenso vielfältig wie ihre Herkunft war natürlich auch das, was Publikum und Jury präsentiert wurde. Die W.E.T. Stage war am Mittwoch und über weite Teil des Donnerstags hinweg fest in der Hand der Metal Battle Gewinner aus verschiedenen Ländern. Auch wenn letzten Endes nur eine Band gewinnen konnte, hatte sich die Teilnahme für alle Bands gelohnt, als man bei der Pressekonferenz erfuhr, dass es Preise von den verschiedenen Sponsoren für alle Bands geben würde (Mapex, Marshall, Washburn, etc.). Als Gewinner gingen am Ende HAMMERCULT aus Israel hervor, die sich nun über einen Plattenvertrag und Endorsement Deals freuen dürfen.
Donnerstag, 4.8.2011
Richtig losgehen sollte es allerdings erst am Donnerstag, auch wenn es am Mittwoch sicherlich nicht an Unterhaltung mangelte. Auf knapp 7 Bühnen war eigentlich immer etwas los und mittwochs wurde auf zumindest vier dieser Bühnen bereits ein vielfältiges Programm geboten.
Quasi zum Aufwärmen war JIM BREUERS Auftritt auf der Bullhead City Stage bestens geeignet. Der amerikanische Comedian, der selbst bekennender Rock und Heavy Metalfan ist, hatte sichtlich Spaß, obwohl er, wie er zugab, vor seinem Auftritt ein wenig Muffensausen hatte. Die Menge jedoch empfing ihn mit offenen Armen und im Verlauf des Gigs, der natürlich auch seine Paraderollen wie Ozzy, Dio, James Hetfield, etc. enthielt, strömten mehr und mehr Leute ins Zelt. Zwischendurch holte er sich auch einen Metaller zur Unterstützung auf die Bühne, der eine Erzählung über Alkohol und Parties mit 16, mit deutschsprachigem Gegröhle untermalen sollte. Der hier von Jim kreierte Song „Vier Uhr morgens, ich bin total besoffen“, avancierte schnell zum Gassenhauer, denn nach den insgesamt zwei Auftritten, die er absolvierte konnte man immer mal hier und da hören, wie jemand diese Zeile laut singend auf dem Gelände schmetterte.
Da man bereits so oder so auf dieser Seite des Geländes war, lag es nahe die Erkundungstour auf dem angrenzenden Wacking Village fortzusetzen. Hier gab es, wie bereits im Vorjahr eine Menge wirklich leckerer Gerichte von Fleischspießen über frischgebackenes Brot, bis hin zu vegetarischen Gerichten, einem Teestand usw. wirklich alles, was den hungrigen Magen füllte, zu annehmbaren Preisen und definitiv besser als das Fastfood, was einen sonst bei einem Festival erwartet. Abgesehen davon, befand sich in diesem kleinen Dorf im Dorf eine weitere Bühne, bei der MAIDEN UNITED am frühen Abend die Menge mit einem Acoustic Set von Maiden Songs fesselten. Das war einmal etwas ganz anderes zwischen all den Bands mit krachenden Gitarren und konnte sich eines großen Zuschauerzuspruchs erfreuen. Als Special Guest hatte die Truppe niemand geringeres als Gesangsgöttin Anneke van Giersbergen mit dabei, die sofort mit ihrer glasklaren Stimme und einem strahlenden Gesicht die Menge fest im Griff hatte.
HELLOWEEN benötigten zwei Anläufe, bis sie mit „Are you Metal?“ wirklich durchstarten konnten, denn zweimal versagte die Technik, es wurde duster und für kurze Zeit war erstmal nichts mit Metal. Es wäre jedoch gelacht, wenn technische Probleme eine Band aufhalten würden und wenig später konnte man dann wirklich Vollgas geben. Die feiernde Menge, einigen von ihnen bereits seit Wochenanfang in Partystimmung feierte „March of the Time“ „Keeper of the Seven Keys“ und andere Kracher, als gäbe es kein Morgen mehr. Eins zeigt sich bereits ganz deutlich, es war voll, richtig voll! Man konnte entweder weiter vorne stehen und hatte wenig Platz zum Headbangen, oder weiter hinten, wo man dann etwas Platz hatte, das Geschehen auf der Bühne aber eher über die Bildschirme, denn wirklich direkt betrachtete.
Weit laufen musste Melodiefans im Anschluss aber nicht, denn ein paar Meter weiter, auf der Black Stage, nahm nach HELLOWEEN Hansi Kürsch von BLIND GUARDIAN die Power Metal Fans mit „Sacred Worlds“ und „Welcome to Dying“ in Empfang. Der Chor, der ihm beim Refrain entgegen schallte war absolut imposant, wie man ihn auch bei dieser riesigen Menge erwartet hätte. Sah man während des Gigs nach hinten, war eigentlich kein Ende in Sicht, bzw. es fiel fast schon schwer zwischen der Menge vor und hinter dem Eingang zu unterscheiden. Richtig laut wurde der Publikumschor natürlich bei „Valhalla“, der mit nicht endend wollendem Eifer immer wieder „Valhalla – Deliverance, Why’ve you ever forgotten me“ zum Besten gab und beim „The Bard´s Song“ für ordentlich Gänsehaut sorgte. Fast schon könnte man sagen, dass die Band komplett ohne Sänger auskommen könnte, denn die Menge kannte jedes einzelne Wort, aber mal ehrlich, den Gesang möchte niemand wirklich missen. Fronter Hansi hatte bereits beim Metalcamp einen Monat zuvor mit genialer Stimme überzeugt – sogar mich, die ich bis vor Kurzem nicht wirklich zu einem Live Gig von BG zu bewegen war, aber in Wacken, setzten die Jungs, scheinbar mühelos nochmals einen drauf. Mit „Mirror Mirror“ wurde schließlich ein formidabler Gig beendet, der definitiv als eines der Highlights durchgeht.
Wacken mangelte es in diesem Jahr nicht an Legenden, Kultbands und Größen des Metalbusiness. Eine dieser Legenden, bei der es mich, und wohl Viele andere auch, nach wie vor Wunder nimmt, dass er nach all den Exzessen über die Jahre(zehnte) hinweg noch den Weg auf die Bühne findet: OZZY OSBOURNE. Los ging es mit „I Don´t Know“ und „Suicide Solution“, gefolgt von einem wirklich durch Mark und Bein gehenden „Mr. Crowley“. Bei letzterem bebte die Erde in Wacken, dass manch einer der Anwohner sicherlich an ein Erdbeben geglaubt hatte – die Bässe bis zur Schmerzgrenze aufgedreht, waberte der Beginn des Songs über die Menge hinweg. Ozzy schien an diesem Auftritt sichtlich Spaß zu haben, jedoch konnte man sich einfach nicht des Eindrucks erwehren, dass er bisweilen einen arg desorientierten Eindruck erweckte. Spätestens, als es Zeit für die Schaumkanone war, mit der weite Teile der ersten Reihen komplett „eingeseift“ wurden und einige Security mehr einem wandelnden Schaumberg glichen, schien er wirklich wie ein kleines Kind. Gesanglich war er nie ein Goldkehlchen, aber der Gesang driftete streckenweise wirklich sehr ab. Summasummarum kein schlechter Gig, aber wenn man diesen Auftritt mit anderen Sängern seiner Altersklasse verglicht (Lemmy, Judas Priest), konnte er sicherlich nicht auf ganzer Strecke überzeugen. Mit dem Klassiker „Paranoid“ ging die Night To Remember, zumindest auf den Hauptbühnen, zu Ende. Auf der Wet Stage und auf den Zeltplätzen jedoch, ging die Party nun jedoch erst richtig los.
Freitag, 5.8.2011
Guten Morgen Wackööööön! Es ist 12 Uhr, der Tag ist noch jung und es war Zeit für die ersten Bands des Tages. Auf der Black Stage nahmen ENSIFERUM die Meute in Empfang, ein wenig weiter, auf der Party Stage stimmten PRIMAL FEAR einige Liedchen an, um die teils arg verkaterten Fans auf den nun folgenden Tag einzustimmen. Sänger Ralf Scheepers und seine Mannen schienen in bester Laune und besonders der Fronter schien das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommen, ob der zahlreich erschienenen Fans.
Nicht weniger stimmgewaltig waren VAN CANTO, die knapp 1,5 Stunden später auf der gleichen Bühne „Lost Forever“, „Wishmaster“ oder „Rebellion“ neben vielen weiteren Hits präsentierten. Hier offenbarte sich aber ganz deutlich ein altbekanntes Manko der Partystage. Der Sound an sich ist zwar nicht schlecht, aber viel zu leise. Denn wenn man sich weiter nach hinten bewegte, hörte man viel zu wenig von der Bühne und bisweilen schallte gar der Sound der Black Stage lauter herüber als das, was eigentlich gerade vor einem präsentiert wurde.
Da MORBID ANGEL zeitgleich die Black Stage zerlegten, beschloss ich nach knapp der Hälfte des VAN CANTO Gigs rüber zur viel lauteren Mainstage zu wandern. Das neue, ziemlich polarisierende Album „Illud Divinum Insanus“ kam mit drei Stücken „Existo Vulgoré“, „Nevermore“ und „I Am Morbid“ (lustigerweise flog passend dazu ein Flugzeug mit einem riesigen „I am morbid“ Banner zeitgleich übers Publikum), im Mittelteil des Sets recht kurz, so dass auch alteingessene Fans sich sicherlich nicht beschweren konnten – erstaunlicherweise fügen sich nämlich auch die als „techno-industrial-Gewäsch“ verschrieenen Nummern wunderbar ins brachiale Set ein. Eines muss man ihm zusätzlich zu Gute halten, er zwängte sich dieses Mal nicht in ein viel zu enges (und wahrscheinlich auch viel zu warmes) PVC Shirt. Abgesehen davon schaffte Fronter David Vincent wie immer, seine tiefe Stimme, die stimmgewaltigen „ohooo“ Chöre, lassen ihn böser wirken, als so manches Pandabärchen, welches keifend über die Bühne springt. Majestätisch und brachial, Daumen hoch für diesen Gig.
Während AS I LAY DYING und RHAPSODY OF FIRE, war es Zeit ein wenig in die Luft zu gehen. Nicht etwa, weil mir die Laune verhagelt worden war, sondern vielmehr um einige Fotos aus der Luft zu schießen. Die beste Gelegenheit dazu bot sich bei einem kurzen „Flug“ mit der Jägermeister Skybar, die es einem zudem noch ermöglichte beide Bands zur gleichen Zeit zu sehen. Das Bild welches sich mir da bot, war recht interessant. Während auf der Partystage zu erhabenen epischen Stücken die Fäuste in die Luft gereckt wurden, eifrig mitgesungen und das Haar geschwungen wurde, explodierte auf der Black Stage bei AILD ein Pyro nach dem anderen und es ließen sich fette Moshpits und eine springende bangende Menge beobachten. Eines jedoch war klar, beide Fraktionen hatten sichtlich Spaß. Somit gibt es neben einem Panorama auch zumindest Luftbilder aus der Ferne von beiden Bands.
Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, sollte es knapp eine Stunde später noch fetter und brachialer werden, mit noch mehr Pyros und Knall und noch mehr CO2 Kanonen: HEAVEN SHALL BURN, die sich einen Namen als absolute Livemacht gemacht haben, sollten auch in Wacken nicht enttäuschen. Der Platz vor der Black Stage und der angrenzenden Bühne war pickepacke voll und als die ersten Töne von „Profane Believers“ und „Voice of the Voiceless“ ertönten ging die Menge steil. Jeder weiß, dass es bei HSB fette circlepits gibt und die entstanden gleich von Anfang an, ohne gesonderte Aufforderung. Der berühmt-berüchtigte Circlepit um den Soundturm wird zum Circlepit um beide Soundtürme ausgeweitet, zumindest ist das vom Sänger so angedacht. Allerdings gerät der Circlepit dieses Jahr etwas chaotisch, gemessen an den beinah schon wohlgeordneten Kreisen, die man beim letzten Auftritt in Wacken zog. Dennoch, Band und Menge geben Vollgas und HSB Fronter Marcus Bischoff hat mehr als einmal beinah schon Tränen der Rührung in den Augen, ob der riesigen Meute, die ihnen da aus der Hand frisst. Obendrein veranstaltet die Truppe einen Crowdsurf Aufruf nur für die weiblichen Fans und für die in den Graben getragenen gibt’s obendrein noch ein weißes Girlie mit HSB Aufdruck – for free. Kein Wunder, dass es nach dieser Aufforderung Crowdsurferinnen nur so hagelte. Und nebenbei gesagt, eh ich mich versah, hatten mich zwei Kraftpakete ebenfalls über die Absperrung befördert – unaufgefordert! Mit „Black Tears“ wird ein wieder mal denkwürdiger Gig ausgeläutet.
Wenn wir schon bei denkwürdig sind, bleiben wir doch einfach dabei und setzten noch einen drauf. JUDAS PRIEST wollen an diesem Abend eine Art Best-of Set spielen, bei dem jedes Album der Bandkarriere zum Zuge kommt. Ein Song, pro Album, da darf sich hinterher niemand beschweren, dass sein Lieblingsalbum nicht zum Zuge kam. Im Gegensatz zu OZZY, der ungefähr in der gleichen Altersklasse wie Rob Halford ist, zeigte sich ganz klar, dass man auch noch mit über 60 eine starke Stimme haben kann. Zwar man musste man an manchen Stellen, bei den höheren Tönen bisweilen Abstriche in Kauf nehmen, jedoch wussten „Night Crawler“, „Turbo Lover“ und Co nach wie vor zu überzeugen. Die Stimmen aus dem Publikum waren insgesamt ein wenig gespalten. Während den Einen die Stimme missfiel, sprachen andere vom besten Gig. Summasummarum kann ich definitiv letzter Gruppe zustimmen. Denn die gesamte Show, die Instrumentalfraktion und Rob himself, wussten als Paket zu überzeugen!
Im Anschluss wurde es mit TRIPTYKON, nicht nur auf der Bühne, sondern auch musikalisch richtig düster. Die Menge war nun deutlich lichter, dennoch sorgten „Crucifixus“ und „Procreation (of the Wicked) für eine richtig fette, doomige Stimmung in Wacken. Insgesamt war der Auftritt ein wenig seltsam platziert zwischen JP und den Stimmungskanonen von AIRBOURNE. Vielleicht hätte es eine Spur besser gepasst, wären die tiefen Töne von „Synagoga Satanae“ oder „Winter“ erst im Anschluss über den Wacken Grund gehallt.
So zeigte sich damit im Anschluss ein, wie bereits erwähntes, krasses Kontrastprogramm. Die Aussis von AIRBOURNE fackelten nicht lange und stiegen mit „Raise The Flag“ und „Born To Kill“ mit einem Knall ins Set und von Sekunde eins an, rannte Fronter Joel O´Keeffe über die Bühne, als gälte es einen Marathon während der Show zu laufen. Dass er höchstwahrscheinlich wirklich Hummeln im Hintern hatte, zeigt sich spätestens, als er mitten im Set plötzlich zur Seite der Bühne rannte und zielstrebig an der Bühnenkonstruktion hinaufkletterte. Für eine Weile schien jeder zu vergessen, dass während seiner Kletteraktion auch noch der Rest der Band auf der Bühne spielte, denn alle Blicke waren gebannt nach rechts gerichtet. In luftiger Höhe angekommen – ohne Seil und doppelten Boden – machte er es sich schließlich auf einer Querstrebe gemütlich, spielte scheinbar unbeeindruckt weiter, ehe er sich, ein wenig durch die Gitarre behindert, wieder an den Abstieg machte, um munter weiter Kilometer zu schrubben. Kracher wie „Too Much, Too Young, Too Fast“ verfehlten ihre Wirkung nicht und egal wie oft man sie als bloße AC/DC Kopie oder dergleichen abstempeln mag: Live eine mitreißende und unterhaltsame Show hinlegen, das können die Jungs aus Downunder, aber so richtig!
Die letzte Bands des Abends wurde APOCALYPTICA, die nicht nur auf der Bühne die passende Atmophäre bekamen. Rund um die Bühne waberte langsam aufkommender Nebel und es wurde so langsam richtig kalt auf dem Holy Wackenland. Die Finnen boten eine Setlist, die erstaunlich viele Coverversionen enthielt, die man so gar nicht mehr von ihnen gewohnt ist, immerhin haben sie mittlerweile genügend eigene, mitreißende Stücke im Gepäck. Aber es schien, als wolle man in Wacken auf Nummer sichergehen, denn wo Metallica gespielt wird, wird mitgesungen und so war es denn auch bei „Master of Puppets“, „Nothing Else Matters“ und „Seek and Destroy“. Eigene Stücke wie „Grace“ oder „I Don´t Care“, Letzteres wieder mit Gastsänger Tipe Johnson von den LENINGRAD COWBOYS durften natürlich nicht fehlen. Ein leicht fahler Beigeschmack blieb dennoch, denn auch wenn nichts gegen Improvisationen spricht und sich die Jungs redlich ins Zeug gelegt haben, ging die Verzerrung der Cello bisweilen ein wenig arg weit. Nach über 15 Apocalyptica Konzerten, war es doch eine Enttäuschung gegenüber dem, was die Finnen sonst zum Besten geben. Da es allerdings bereits 2 Uhr war, war es schwierig festzustellen, ob die teils verhaltenen Reaktionen daher rührten oder an eben angeführter Improvisationswut. Ergo, ein guter Auftritt mit Macken, der wie gewohnt mit dem epischen „Hall of the Mountain King“ beendet wurde, welches dieses Mal nicht ganz so episch wirkte.
Samstag, 6.8.2011
Nach zwei Tagen Wacken Party, bzw. drei und bei anderen wesentlich länger, fiel es Vielen sichtlich schwerer, sich zu den ersten Bands aufzuraffen und vor die Bühne zu schleppen. Einen guten Grund lieferte dennoch wieder einmal eine finnische Band. Während ihre Landsmänner die Massen in der Nacht zuvor bis um 3 Uhr vor eben jeder Bühne gehalten hatten, zogen nun MOONSORROW bereits wieder eine beachtliche Anzahl an Fans vor die Bühne, nicht einmal 9 Stunden später. Aber Wacken schläft eben (so gut wie) nie, das Festival ist nur einmal im Jahr und so kann man sich schnell zusammenreißen und los geht’s.
„Tähdetön“ läutet den finnischen „Hallo Wach“ Ruf ein, gefolgt vom mit Jubeln begrü0ten „Kylän Päässä“. Die Nordmänner jedenfalls legen sich so richtig ins Zeug und die gute Stimmung schwappt schnell über. 45 Minuten Spielzeit, das bedeutet, höchstens fünf Songs für MOONSORROW und ihre Kreationen epischen Ausmaßes und genau so war es denn auch. „Kivenkantaja“ wurde gefolgt von „Sankaritarina“ und als Rausschmeißer gab es „Köyliöjärgen Jäällä“.
Wer immer noch nicht wach war und keine Phobie vor pinken, glitzernden Dinge oder schlichtweg Glam/Hardrock hatte, der konnte gleich rüber zur True Stage wandern und sich von den Schweden von CRASHDIET vollends wachrütteln lassen, die sämtliche Poserregister zu „Breakin The Chainz“, „Riot in Everyone“ oder „Rebel“ zogen. Neben pinken Gitarren, einer Menge Haarspray und ordentlichen Pyros, fuhr Fronter Simon Cruz mit Mega-Iro gegen Ende des Sets mit einem fetten Motorrad auf die Bühne – womit dann endgültig alle Klischees bedient waren. Manch einer mag da mit den Augen gerollt haben, aber eines können die Schweden und das muss man neidlos anerkennen: Rocken!
Falls das alles zu fröhlich und bunt und glitzernd war, so war Hilfe in Sicht, denn auf der Nachbarbühne hatten die Northern Hyperblaster von KATAKLYSM bereits Stellung bezogen und die sind nicht gerade dafür bekannt fröhliche Stimmung und Konfettiregen zu veranstalten. Mit ordentlich Druck, fetten Doublebeats und einer Menge Aggression pustete man „Push the Venom“ in die Meute und die ging steil. Im 45-minütigen, recht kurzen Set war kein Platz für Verschnaufpausen oder ruhige Momente, so dass Kracher wie „Ambassador of Pain“ und „Crippled Of Broken“ selbstverständlich nicht fehlten. An und für sich hatte ich einen kurzen Abstecher zur Partystage geplant, auf der gerade die Schweden THE HAUNTED zu Gange waren, dieser Plan wurde aber recht schnell verworfen, da die Mainstage dermaßen laut war, dass auch zu Beginn der Menge der Partystage die ersten Töne von „As I Slither“ zu vernehmen waren. Genau zu diesem Song wieder den Rückweg anzutreten, erwies sich als gute Idee, denn plötzlich waren über den Köpfen der Zuschauer Massen, und mit Massen meine ich MASSEN an Crowdsurfern zu sehen. Es war Zeit für den, wie Sänger Maurizio ihn zu nennen pflegt: Security Stress Test – und ich bin mir sicher, der machte seinem Namen alle Ehre – mehr als 1000 Crowdsurfer wurden währenddessen gezählt und den Securities, deren Zahl binnen Sekunden aufgestockt worden war, wurde ihm Anschluss ordentlich applaudiert. Test bestanden!
AVANTASIA (& guests) versammelten am frühen Abend eine große Masse von Zuschauern vor der True Stage. Immerhin sollte dies, wie Sänger Tobias Sammet unaufhörlich bekanntgab, „der letzte Auftritt von Avantasia“ sein. Um diesen gebührend zu feiern hatte man wieder eine Menge von stimmgewaltigen Gastsängern eingeladen und dieses Mal funktionierte der Sound von Anfang an einwandfrei. „Twisted Mind“ wurde noch von Tobi alleine gesungen, doch bereits für „The Scarecrow“ und „Promised Land“ stand er zusammen mit Goldkehlchen Jorn Lande auf der Bühne – Gänsehaut! Gefolgt von Bob Catley (MAGNUM), der „The Story Ain´t Over“ zum Besten gab und ebenfalls mit ausdrucksstarker Stimme überzeugen konnte. Auch durften Michael Kiske und Kai Hansen nicht fehlen, die bei drei weiteren Songs, teilweise kostümiert eine ordentliche Leistung ablieferten. Die weibliche Unterstützung kam von Amanda Somerville, die sich zwar größtenteils im Hintergrund aufhielt, jedoch mit genialer Stimme ebenfalls positiv hervorstach. Zum Song „Farewell“ kam jedoch auch sie nach vorne. Kurz zuvor war es jedoch an der Zeit eine, wie Tobi sich ausdrückte, „epische Pussyballade“ zu spielen. Zum Ende kamen nochmals alle Sänger auf die Bühne, um dem letzten AVANTASIA Gig zu einem ruhmreichen Finale zu verhelfen, Gänsehaut war abermals garantiert! Das Einzige, was ein wenig schade war, war die Tatsache, dass die Ansagen größtenteils auf Deutsch erfolgten und diejenigen, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, allenfalls raten konnten, was dort gerade geplappert wurde. Das mag vielleicht nicht ganz so schlimm sein, wird der ein oder andere sagen, aber dennoch, wäre es bei einem Festival wie Wacken, wo ein nicht unerheblicher Teil der Besucher aus dem Ausland kommt, doch eine nette Sache, wenn ein wenig mehr Englisch gesprochen würde.
KREATOR legten im Anschluss einen gewohnt gnadenlosen Auftritt mit einem wilden Ritt quer durch die Thrash-Prärie hin, begonnen mit „Choir Of the Damned“ über „Hordes Of Chaos“ und natürlich dem lautstark, mit Hilfe des Publikums angekündigten „Pleasure To Kill“. Während des gesamten Gigs rotierten die Matten, schrie Mille sich die Lunge aus dem Leib und die Bühne war in rotes Licht und fiesen Nebel gehüllt. Mit „Flag of Hate“ und „Tormentor“ wurden am Ende nochmals zwei fette Kracher rausgehauen, die, wie auch schon das Material zuvor ordentlich ankamen. KREATOR sind live einfach eine sichere Bank, ob man sie mag oder nicht!
Das Festival ging so langsam aber sicher mit riesigen Schritten dem Ende entgegen, ähnlich verhielt es sich mit den Kraftreserven, die ob der vielen Lauferei über die Festivaltage hinweg, so langsam aufgebraucht waren. Zwei Bands warteten allerdings noch, die mussten noch irgendwie sein, egal wie. Der Wettergott hatte unterdessen bereits beschlossen, dass das Wetter lange genug schön war (abgesehen von kleinen Schauern) und so schüttete er während des ELÄKELÄISET Gigs, der auf der Partystage stattfand, das Wasser gleich kübelweise aus. Die Finnen auf der Bühne fröhnten ungerührt dem Humppa und glänzten mit deutschen Ansagen, das Publikum tanzte und verhältnismäßig Wenige flüchteten vor dem Regen. Wohin auch hätte man flüchten sollen? Soviele Unterstellmöglichkeiten gab es nicht und bis man diese erreicht hatte, war man so oder so nass. Also einfach weiter tanzen. Dummerweise hatte man parallel zu dem Auftritt der „Rentner“ gleich noch eine andere finnische Kombo auf die Hauptbühne gepackt.
Um auch vom CHILDREN OF BODOM Gig noch einige Songs zu erhaschen, blieb nichts anderes übrig, als nach der halben Spielzeit von ELÄKELÄISET zur Black Stage zu wechseln. Dort kredenzte man gerade „Hate Me!“, welches von „Blooddrunk“ und „Angels Don´t Kill“ gefolgt wurde. Insgesamt legten die Kinder vom Bodomsee hier einen recht überzeugenden Auftritt hin, der definitiv mehr zu überzeugen wusste, als der Auftritt beispielsweise im Jahr zuvor beim Summer Breze. Dennoch kommt man nicht ums Augenrollen herum, wenn Fronter Alexi nach wie vor, wie ein Spätpubertierender jede einzelne seiner Ansagen mit dermaßen vielen „Fucks“ spickt, dass es schon nicht mehr lustig ist. Nichts dagegen, aber soooviel muss es dann doch nicht sein. Einen Wettbewerb im Hochgeschwindigkeits-Weitspucken würde er im Übrigen nach wie vor auch immer noch gewinnen. Ganz abgesehen davon aber gefiel der etwas ältere Teil der Songs, unter denen sich auch „Follow The Reaper“ befand. Mit der Zugabe bestehend aus „Are You Dead Yet?“ und „Hate Crew Deathroll“ ging nicht nur der Auftritt der Finnen, sondern auch das Festival für mich zu Ende. Mittlerweile hatten sich die Schleusen im Himmel auch wieder geschlossen, so dass zumindest der Rest des Auftritts halbwegs im Trockenen stattfand. Dass es jedoch eine halbe Stunde später wieder losgehen sollte, konnte ja keiner wissen.
Infos am Rande:
Die ersten 10 000 Tickets im limitierten Package waren in einer Rekordzeit von 45 (!) Minuten ausverkauft, die nächsten 30 000 Tickets sind ebenfalls weg – laut Wacken Newsletter vor drei Tagen, da braucht es wohl keine großen Wahrsagerqualitäten, um vorherzusehen, dass auch die 23. Auflage wieder weit im Voraus ausverkauft sein wird. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, locker vor Jahresende. Wer also definitiv dabeisein möchte und nicht später mit langem Gesicht vor dem Ausverkauft stehen möchte, sollte sich das Weihnachtsgeschenk von Omi vielleicht schon für den nächsten Monat schenken lassen. 😉 Die ersten Bands wurden ebenfalls bereits während des Festivals angekündigt, so werden unter anderem MINISTRY, AMON AMARTH, AXEL RUDI PELL, CRADLE OF FILTH (die in diesem Jahr ihren Auftritt absagen mussten), SCORPIONS, UDO, FORBIDDEN, GAMMA RAY, HAMMERFALL und noch viele weitere Bands dort spielen. Ansonsten bleibt eigentlich das gleiche Fazit wie in den Jahren zuvor: Waren das wirklich „nur“ 80 000 Besucher? Man hörte bisweilen wesentlich größere Zahlen und bei den 100 000 ist man bestimmt bereits angekommen. Und falls ja, wie weit wächst Wacken noch? In einem Interview wurde gesagt, man habe die Grenze nun erreicht. Hoffen wir, dass das zutrifft. Ansonsten jedoch steht außer Frage, dass auch im kommenden Jahr wieder ein fettes Line-Up auf diejenigen warten wird, die sich rechtzeitig eine Karte gesichert haben.
Report & photos* by Cornelia Wickel
*Note – due to restrictions on photo passes, we do not have a full gallery from this festival
Musicalypse, 2011
OV: 8138
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